Sonntag, 31. Januar 2010

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Deutschland!

Für diejenigen die es noch nicht mitbekommen haben, bin wieder in Deutschland!
Wie es dazu kam, erläuterte ich im letzten Posting. Wie ich mittlerweile vernehmen musste, für den einen oder anderen nicht ganz verständlich. Mehr gibts dazu von meiner Seite nicht zu sagen!

Habe versucht immer ausführlich und authentisch meine Geschichte zu erzählen, mit persönlichen Beweggründen und Einsichten. Das führte anscheinend bei ein paar Leuten zu Widersprüchen.

Auf jeden Fall wird es vorerst keine weiteren Einträge geben. Wenn die Zeit reif ist schreibe ich wieder, dann in einem anderen Stil und mit mehr Klartext.
Ziehe mich zuerst mal zurück, und nehme mir die Zeit. Bin deshalb auch nicht zu erreichen. Dieser Blog ist mein Medium nach "Draußen".
Dafür bitte ich um Verständnis bei denen die gerne meine Reise verfolgt haben und verstanden um was es mir ging!

Sonntag, 22. November 2009

Auf zu neuen Ufern.....











Hier ist der neue Eintrag! Wie so oft ist wieder einiges passiert in den letzten Tagen.
Wahrscheinlich zur Überraschung von einigen Leuten, bin ich von Livorno nicht Richtung Süden weiter, sondern Richtung Norden an der Küste. Mein Ziel sollte Genua werden, aber soweit kam ich nicht! Ja wie gesagt ich hatte mir einige Gedanken gemacht auf Sardinien. Ich wollte mir alle Möglichkeiten offen halten, also auch eine evtl. Rückkehr von Genua aus.
Das hatte auf der eine Seite mit der finanz. Situation wegen den teueren Übernachtungen zu tun, wie beschrieben. Danke für die Tipps von einigen, bezüglich Couchsurfing, dort bin ich ja angemeldet. Hatte auf Sardinien auch mal versucht, kurzfristig eine Couch klar zu machen. Problem war hätte schon mal nächsten Tag sein müssen, und das ist halt doch zu kurzfristig. Man muss dabei schon ein paar Tage Planungs und Kommunikationsvorlauf einplanen.
Ok genug der Vorrede, kommen wir zu den Geschehnissen!


Ich checkte aus meinem Bed+Breakfast aus und quälte mich rund 90 min durch die Stadt von Livorno bis ich endlich eine Strasse raus aus der Stadt gefunden hatte. War ganz nicht so einfach, Richtung Pisa und Florenz gab es nur ausgebaute 2-spurige strassen, auf denen darf man nicht mit dem Fahrrad fahren.

Meine Weg sollte Richtung Viareggio immer auf der Küstenstrasse am Meer entlang führen Ich kam auf der schnurrgeraden Strassen durch Tirrenia und erreichte schließlich Marina de Pisa. Alles sehr touristisch, links am Meer gelegen säumte sich ein Hotel und Restaurant nach dem anderen. In Tirrenia fand ich sogar einen offenen Campingplatz, aber so früh wollte ich noch nicht halten.
Marina de Pisa gefiel mir sehr gut, mittlerweile war es schon später Nachmittag und ich beschloss, falls es hier einen Campingplatz geben sollte, schlage ich hier mein Lager auf. An der Rezeption einer Alberge fragte ich den netten Italiener nach geöffneten Plätzen. Dieser gab mir in Englisch zu verstehen das ich weiter Richtung Viareggion müßte, dort gibt es jede Menge Camping und vielleicht hätte ich Glück. Er drückte mir noch eine Karte in den Hand und wenig später befand ich mich wieder auf der Landstrasse. Ich wollte jetzt zügig vorankommen und trat kräftig in die Pedale. Ich kam gut voran und befand mich ca. 5 km vor Pisa. Die Strasse verlief an einem Fluss, flankiert von riesigen Bäumen an den Seiten. Plötzlich kam eine Absperrung mit einem Durchfahrt Verboten Schild. Dahinter war zunächst nicht zu erblicken worauf sich die Absperrung bezog. Ich zögerte nicht lange und umfuhr die Absperrung, umdrehen könnte ich ja immer nocht, jetzt wollte ich zuerst mal an meinem Ziel ankommen, es wurde ja auch immer später.

Nach ca. 2 km erkannte ich den Grund für die Absperrung. Auf der Strasse stand ein riesiger Autokran, es wurden Baumfällarbeiten durchgeführt. Einige Meter entfernt stieg ich zuerst mal ab und schaute mir die Lage an. Schnell bemerkte ich das die Arbeiter schon am aufräumen waren und begannen die Strasse von den Ästen und Stämmen zu befreien. Also dachte ich mir, warte einfach mal ab. Und tatsächlich das warten lohnte sich. Nach ein paar Minuten bemerkten mich die Arbeiter. Vielleicht aus Mitleid wegen meinem schwer beladenen Rad und einfach nur aus Höflichkeit, auf jeden Fall begannen Sie eine kleine Schneise frei zu machen, und zeigten mir durch Handzeichen das ich dort hindurch könnte. Nach ein paar Minuten war es dann soweit, ich schob mein Rad langsam über die kleinen Äste und bedankte mich herzlich bei den Jungs.
Super, das Hindernis überwunden, jetzt heisst es wieder volle Kraft voraus!
Ich stieg also auf mein Fahrrad fuhr langsam los. Auf einmal hörte ich ein schleifendes Geräusch. Ich schaute aufs Vorderrad und bemerkte das der Ständer an der Felge scheuerte. Ist mir in den letzten Tage öfters passiert, kein grosser Akt, habe ihn immer mit dem Fuss ein wenig runtergedrückt, und somit war das Schleifen behoben. Also machte ich es diesmal genauso, ich streckte meinen Fuss aus drückte am Ständer, und dann, auf einmal machte es einen lauten Schlag, das Vorderrad blockierte und ich konnte nicht weiter!! Mist was ist denn jetzt passiert. Gott sei dank war ich nur ganz langsam am Anfahren, sonst hätte es mich noch kopf über ablegen können.
Ich stieg vom Rad und schaute mir die Sache an! Der Vorderradständer hing in den Speichen, es hatte ihn von der Aufhängung abgerissen. Als erstes bemerkte ich das eine Speiche gebrochen war, ok habe 2 als ersatz dabei. Dann sah ich mir die Aufhängung an der Federgabel an und bekam einen Schreck. Der Ständer blieb heil da aus Stahl, aber die Aufhängung ist am Schnellspanner nach hinten ausgebrochen, das abgebrochene Stück fand ich auf der Strasse. Sofort wurde mir klar, das bedeutet das Ende der Tour!! Schweissen unmöglich und eine neue Suntour Federgabel in Italien zu bekommen, nee, ich hatte ja damals in Spanien schon keinen Hinterradständer von Fischer bekommen, abgesehen davon was das teil und der Einbau kostet.
Aber jetzt musste ich zuerst mal sehen wo ich die Nacht verbringe??!

Und damit begann der überraschendsten freundlichste und vertrauensvollste Teil meiner bisherigen Tour! Ich stand so auf der Strasse und überlegte wie es weitergeht. Aber ganz ehrlich ich war jetzt nicht panisch oder voller Angst. Nein im Gegenteil, irgendwie hatte ich sogar Vertrauen, ich vertraute darauf das die Lösung zu mir kommt! Und Sie kam. In Form von Alberto eines älteren Italieners. Dieser kam auf einmal von der anderen Strasseseite zu mir und fing auf italienisch an mit mir zu reden. " Problema, kaputti" sagte ich so. "No italanio, tedesco". Ich verstand nicht viel, er sagte irgendwas von Pisa "cinque kilometers" . Klar, da gibt es Geschäfte, aber heute nicht mehr für mich. Ich fragte ihn " Casa" (Haus). Si. Er zeigte auf ein Haus gegenüber. Da fackelte ich nicht lange. Mit Händen und Füssen fragte ich ihn ob ich auf seinem Grundstück heute nacht zelten könnte? Er ging auf sein Haus zu und deutete mir mit den Händen das ich ihm folgen soll. Das verstand ich als ja und war zuerst mal erleichtert.
Um die Sache kurz zu machen: Ich lernte an diesem Abend die unglaubliche Hilfs - und Gastfreundschaft der Italiener kennen. Nicht nur das ich mein Zelt auf der Wiese aufschlagen konnte, nein ich konnte in dem Haus duschen und wurde sogar mit zu dem Abendessen eingeladen. Um 20 Uhr saß die ganze Familie, Alberto seine Frau Gracia, die beiden Söhne Andrea und Luca, und meine wenigkeit am gedeckten Tisch. Ach ja Omi war auch dabei, die saß hinter uns auf einer Couch in der Küche. Mit Makkaroni, Pommes, gebratenem Hähnchenfleisch und selbstmachten Pizzabrot wurde mein Hunger gestillt.


Keiner konnte Englisch, die Söhne ein paar Wörter, ähnlich meinem italienisch, aber trotzdem konnte man sich verständigen, mit viel Mühe, gestik, Händen, oder einfach nur Lächeln. Sofort war da eine Verbindung, eine Herzlichkeit, ich fühlte mich in diesem Kreise als würde ich zur Familie gehören.
Und damit nicht genug, da ich Alberto klar machte das ich nur noch schieben könne und ob es eine Möglichkeit gibt irgendwie nach Pisa zu kommen, da redete er mit seinem Sohn Andrea, dieser ist Maurer und fährt einen kleinen Pickup. Und siehe da, beim Abendessen verständigte er mir, morgen früh um 7 Uhr solle ich abfahrbereit im Hof stehen, Andrea komme dann mit seinem Piaggio, lädt mein Fahrrad auf die Ladefläche und fährt mich zum Bahnhof nach Pisa!!
Ich war einfach nur noch gerührt, dankbar und staunte mit einem innerem Lächeln über die "Zufälle" im Leben!
Nach dem Abendessen verabschiedete und bedankte ich mich herzlich bei Alberto und Gracia für all die Hilfsbereitschaft, sagte ihnen noch das ich in Deutschland von dieser Herzlichkeit berichten werde, und begab mich in mein kaltes Zelt zu einer kurzen Nacht.

Nun der Rest ist schnell erzählt, Andrea kam und setzte mich vor den Bahnhof ab. Anstands und Dankeshalber wollte ich Ihm ein paar Euro geben, aber ich dachte es mir schon, er lehnte ab und sagte noch mit einem Lächeln: "You are our friend"!


Am Bahnhof kaufte ich mir eine Ticket für den Zug. Ich musste 3x mal auf ital. Provinzbahnhöfen mit all dem Gerödel umsteigen, um dann schliesslich nachmittags um 17 uhr in Mailand anzukommen. Dort nahm ich wieder den Nachtzug nach Frankfurt, sodass ich am 18.11.09 um 5.45 uhr wieder deutschen Boden betrat. Von da aus mit dem Regio nach Giessen und so landete ich wieder im "Basislager"! Somit hat sich der Kreis geschlossen.

Ja meine lieben Freunde, so spielt das Leben. So wurde aus meiner Europareise eine Italienreise. Ich kann aber eines sagen, in diesen knapp 3 Wochen habe ich viel gelernt, was körperliche Belastbarkeit, Stille, Einsamkeit und Gastfreundschaft angeht. Aber vor allen Dingen Vertrauen, vertrauen zu mir selber, vertrauen zu anderen Leuten und das wichtigste vertrauen darauf das es immer einen Weg eine Lösung gibt und letztendlich alles irgendwie zusammenhängt und eine Bedeutung hat!
Von daher sitze ich jetzt hier mit einer gewissen Gelassenheit und bin gespannt auf das was noch alles kommt. Weil eins ist klar, dies war ein erster Abschnitt, aber die Reise ist noch lange nicht vorbei, Sie beginnt jetzt erst richtig!
Nur bin ich jetzt noch offener, freier vom Denken als vorher, es gibt viele Träume, Gedanken, Reiserouten. Und Europa ist nicht mehr die Grenze! Deshalb war meine erste Handlung in der "Heimat" einen Reisepass zu beantragen!


Euer
O.L.

P.S. nach dem langen Text, gibt es die ersten Fotos von der Tour online...